Die Bibliothek wurde vor über 30 Jahren als Arbeitsgruppe des autonomen AlleFrauen*Referats des AStA der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Frauenbibliothek gegründet und nun zur Feministischen Bibliothek umbenannt. Von Anfang war diese ein studentisch verwaltetes Projekt, das sich durch das Engagement der Mitarbeiter*innen und die langjährige ideelle und finanzielle Unterstützung durch das AlleFrauen*Referat zu einer bedeutsamen feministischen Errungenschaft auf dem Campus und in ganz Mainz entwickelte.
Mit heute über 14.000 Medien zu einschlägigen Themengebieten gehört die Bibliothek zu einer der wenigen transdisziplinären Spezialbibliotheken des Landes mit Schwerpunkt gender.
Als Projekt der zweiten Frauenbewegung, in der mehrheitlich weiße cis-Frauen (also solche, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) im öffentlichen Raum Gehör fanden, entstand die Bibliothek zunächst ausschließlich als exklusiver Schutzraum für cis-Frauen. Konfrontiert mit der damit einhergehenden Reproduktion von binären Geschlechterverhältnissen und dem Ausschluss von Personengruppen, die ebenfalls von strukturellem Sexismus betroffen sind, kam es 2016 zu einer Öffnung der Räume. Diese sind nun für alle Personengruppen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität unter struktureller Diskriminierung leiden, offen: cis-Frauen, trans*idente, inter*geschlechtliche und nicht-binäre Personen.
Leider spiegelte sich diese Öffnung im Namen der Bibliothek nicht wider, genauso wenig wie sie im Design und Wording unserer Flyer, Plakate, der Website und unseren Bibliotheksausweisen und diversen Formularen konsequent umgesetzt wurde. Wir als Bibliothek haben es uns zum Ziel gesetzt, die 2016 beschlossene Öffnung zu realisieren, sodass sie in allen Bereichen und auf allen Ebenen erkennbar ist. Denn nur so kann die Bibliothek ein echter gleichberechtigter Raum sein, wie wir ihn uns wünschen. Ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung war die vor einigen Wochen von den haupt- und ehrenamtlichen Personen abgestimmte Umbenennung der Frauen*bibliothek in Feministische Bibliothek, die wir hiermit freudig verkünden möchten.
In den nächsten Monaten wird die Feministische Bibliothek einen neuen graphischen Auftritt bekommen und mit neuen Plakaten, Flyern und einer aktualisierten Website an die Öffentlichkeit gehen. Im täglichen Miteinander möchten wir noch stärker auf gendersensible bzw. -neutrale Sprache achten, denn diese trägt aktiv zur Gleichberechtigung der Geschlechter, zur Überwindung von binären Geschlechtersystemen und zur wertschätzenden Ansprache aller bei.
In unserem Verständnis bedeutet Feminismus die Befreiung von individueller und struktureller Unterdrückung und Ausbeutung; alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht bzw. ihrer Geschlechtsidentität, ihrer Sexualität, ihrem Körper, Race oder Class sollten über dieselben Rechte und Freiheiten verfügen. Einen feministischen Freiraum zu schaffen, heißt für uns, Widerstand gegen Sexismus, Heteronormativität, binäre Geschlechtervorstellungen, Homo- und Trans*feindlichkeit auszuüben. Gleichzeitig bedeutet es, jegliche andere -ismen, von denen Personen betroffen sind, Rassismus, Klassismus, Antisemitismus oder Ableismus, mitzudenken und die Bibliothek möglichst frei von solchen Diskriminierungssystemen zu gestalten.
Eure Hauptamtlichen der Feministischen Bibliothek