Psychotherapeutische Beratungsstelle – Was ist das, Herr Hoch?

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Dreyer,
sehr geehrter Herr Staatsminister Hoch,

Anfang des Jahres 2023 wurden die Gelder, die während der Corona-Zeit für
die psychotherapeutische Beratungsstelle der JGU zur Verfügung gestellt wurden und mit
denen dort eine zusätzliche Stelle finanziert worden war gestrichen. Diese Gelder flossen
damals aus eigener Initiative der Universität in die PBS. Das Ministerium hatte drauf keinen
Einfluss genommen.

Als hätte sich die psychische Gesundheit der Studierenden mit dem Beginn des Jahres 2023
schlagartig verbessert, ist das Land nun nach dem Auslaufen der Corona-Hilfen nicht
bereit, die weitere Finanzierung der Stelle in Mainz zu gewährleisten. Jeden Tag
kommt es zu neuen Schlagzeilen, in denen vor den langfristigen psychischen Folgen von
Corona gewarnt wird. Genau jetzt braucht es eine gute psychotherapeutische Beratung.
Studierende, die eine Beratung nötig haben, bleiben derzeit faktisch ohne Hilfe.
Auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld wurden sogar Mittel gekürzt. Dies an einem provinziellen
Standort, an dem die therapeutische Versorgung nochmal deutlich schlechter ist als im urbanen
Raum.

Dies kennzeichnet einen neuen Tiefpunkt!

Zusätzlich äußert sich das Problem schon vor der Mittelkürzung darin, dass die Sichtbarkeit des
Angebots nahezu komplett fehlt. Wäre dieses größer, müsste die PBS mutmaßlich noch mehr
Studierende auf die nicht ausreichende Kapazität hinweisen.
So ist es bereits geschehen, dass nach dem Tod eines Studierenden am Campus, allernächste
Vertraute wegen fehlender Bekanntheit des Angebots, sowie deren kompletter Unerreichbarkeit, von
anderer Stelle am Campus an die öffentlichen Angebote der Stadt bzw. der Verbandsgemeinde
Birkenfeld verwiesen werden musste.

Wann, wenn nicht in solchen Extremsituationen, muss eine PSB einer Hochschule kurz und
mittelfristig den Studierenden eine seelische Stütze sein?

Bei einer Wartezeit von durchschnittlich fünf bis sechs Monaten in Mainz ist niemandem
geholfen. Eine zusätzliche Stelle in der PBS macht einen enormen Unterschied und es wirkt,
als ob die Landesregierung die Augen vor dieser Realität verschließt. Ein Betrag von jährlich
93.000 Euro wird bereits jetzt von der Studierendenschaft der JGU durch den
Semesterbeitrag eingenommen, um eine zusätzlich notwendige Stelle zu finanzieren.
Statt sinnvoll in die PBS zu investieren, gab die Landesregierung allein 40.000 Euro für eine
Studie aus, die etwas bestätigte, was ohnehin hinlänglich bekannt ist: Studierende leiden
besonders unter der Mangelfinanzierung von psychotherapeutischem Angebot.

Die Landesregierung investierte in Folge der Studie Gelder in Höhe von 500.000 Euro in das
Leibniz Institut für Resilienzforschung. Es handelt sich hierbei um Forschungsgelder, die
genutzt werden sollen, um uns digitale Tools bereitzustellen, über die beispielsweise die JGU
bereits verfügt und die unserer Erfahrung nach auch nur geringfügig nachgefragt werden. In
diesem Fall können wir von unserer Seite aus sagen: Doppelt hält leider nicht besser.
Diese Reaktion der Landesregierung zeigt erneut auf, dass man sich nicht mit der PBS, ihren
Kapazitäten und dem bereits bestehenden Angebot auseinandersetzt. Diese 500.000 Euro
sind verbrannte Gelder, die nicht effektiv genutzt werden können.

Schon die Größenordnung von 500.000 Euro für das gesamte Land Rheinland-Pfalz und damit
zahlreiche Hochschulen und Universitäten deutet auf eine massive Fehlkalkulation der
Landesregierung hin, wenn bereits ein studentischer Eigenanteil von 93.000 Euro allein
in Mainz die massive Unterfinanzierung der PBS nicht lösen kann.
Wir stellen in Frage, ob Minister Hoch sich bewusst ist, dass Hochschulen und
Universitäten einen wichtigen Bestandteil seiner Aufgabe ausmachen und müssen
erkenne, dass er sowohl gesundheitspolitisch als auch hochschulpolitisch komplett an
der Realität vorbei regiert.

Wir fordern den Minister zum Handeln auf.

Jeder Tag, an dem eine notwendige Entscheidung nicht fällt, ist ein Tag, an dem sich die
psychische Gesundheit der Studierenden verschlechtert. Solche Zustände sollten ein Land,
das sich „Bildungsland“ nennt, nicht in Kauf nehmen. An den Universitäten brennt es und Sie,
Herr Hoch, haben es in der Hand, den Brand zu löschen.

Wir bitten Sie:
Handeln Sie, bevor es zu spät ist!
Handeln Sie noch heute!